Vorgeschichte (mal wieder)

Wer mich kennt, dem ist bekannt, ich fahre gerne Rad. Vor geraumer Zeit ist mein Rad (Parkpre AluComp 17”) in Hamburg gestohlen worden. Lange Zeit habe ich mich mit Inline Skates fortbewegt und beim Aufräumen des Keller meiner Schwester fielen 2 Räder ab.
Ein fast ungenutztes ‘Ghost Cross 1300’ und ein sehr zusammengestückeltes ‘No Saint San Andreas’. Das Ghost war zwar angenehm klein (47cm Rahmen), aber ich konnte mich nie an die schmalen 28” Reifen gewöhnen. Es fehlte an Agilität. Das NoSaint dagegen war ein in die Jahre gekommenes kompaktes Downhill Rad mit Cross Country touch. Die 2,5” Bereifung auf dem 60cm Lenker mit Mag21 Gabel und RockShox Dämpfer machten einiges her. Die Deore XT Gruppe von ca ‘94-‘97 arbeitete zuverlässig.
Ich fahre fünf Tage die Woche ca 2x 7km. Die in die Jahre gekommenen Teile wurden auch nicht stabiler, so entschied ich mich für ein neues Fahrrad.

200 eBikes

Die Entscheidung ist viel früher als die Umsetzung gefallen. Damals kamen gerade die ersten 2018er Modelle raus. Anfangs war ich sehr für ein E-Bike. Ungeachtet der politischen Diskussion dachte ich auch an schlechten Tagen damit noch gut voran zu kommen.
Gefühlte 200 Probefahrten und 6 Monate später kam die Entscheidung dagegen. Ich bin gut trainiert und fahre die meiste Zeit jenseits der 25km/h. Mit einigen E-Bikes komme ich auch ohne Unterstützung auf 32km/h, aber bei der Trittfrequenz lässt sich das Tempo nicht lange halten. Zudem muss Motor und Akku auch im Ausgeschalteten Zustand bewegt werden und die 25kg sind spürbar.

Aber das wichtigste Argument dagegen war vermutlich die Probefahrt mit Timos 27,5” Mountainbike. Das war in Hessen, am Biedenkopf. Die Fahrt war nicht lang, ca 15 KM in 40 Minuten, darunter 500 Höhenmeter am Schluss. Timo ist ein ganzes Stück größer als ich, dennoch habe ich nichts verstellt. Immerhin wollte ich ja Argumente gegen das Rad haben …
Wie gehabt fehlte es an Agilität, aber diese habe ich auf der Strecke gar nicht gebraucht. Auf den Waldwegen kam ich gut von der Stelle, auf Asphalt musste ich bremsen, da ich die Strecke und den weiteren Verlauf nicht kannte. Aber nach kurzer Eingewöhnung konnte ich nicht nur fahren, sondern auch heizen.

Stevens kommt ins Spiel

Ein paar nicht-Elektrische Räder bin ich zur Probe gefahren, aber überzeugt hat mich nichts. Das Cube NuRoad EXC 2018 (Gravel mit Shimano 105er Gruppe) hat mir sehr gut gefallen, aber es war ausverkauft oder der Händler war doof.
Einen Tag im Sommerurlaub waren wir in Essen und in der brüllenden Hitze konnte man nicht viel erledigen. Die Radläden sind weit auseinander, so dass zumindest zwischen den Stationen die Klimaanlage vom Auto hilft. Diese Theorie wurde aber nie bestätigt.

Im ersten Laden, die Bergetappe in Kupferdreh, stand ein Stevens X6. Es ist ja überhaupt nicht mein Rad. Es sieht aus wie ein Herrenrad, mit dem Aktentaschenträger am Wochenende mit der Familie einen Ausflug machen.
Das dort gesehene Rad war schon verkauft und wurde gerade aufgebaut. Aber ein Kollege aus der Werkstatt fährt das Rad in einer besseren Ausstattung. Und auf diesem durfte ich eine Probefahrt machen.
Wie gesagt, es war elendig heiß, meine Ortskenntnisse sind beschränkt und in der Mittagssonne war kaum Schatten zu finden. Also blieb es bei 5 Runden auf dem Parkplatz. Präzise Schaltung, enge Kurven, angenehme Sitzposition und trotz der Ausstattung (Licht, Nabendynamo, Gepäckträger) sehr leicht.
Das Rad hat keine Federung, das gefällt mir sehr gut. Leider wurde vorne eine Aluminium Gabel verbaut, die wesentlich steifer ist als Carbon. Vermutlich lässt sich das nur im direkten Vergleich merken, bisher fahre ich gut.

300km, linkes Pedal

Nach 300 KM gab das linke Pedal auf.
Pedale ATB Alu Comp Reflex

Auf Amazon wird es für 13-20e Angeboten. Die Bewertungen (4,1 Sterne) sind gar nicht mal so übel, doch die negativen Rezensionen beschrieben alle das gleiche: Nicht für Vielfahrer geeignet.

500km, 3 Monate, erste Inspektion

  • Das oben angesprochene Pedal wurde anstandslos getauscht. Jetzt fahre ich Union Pedale 600 von Marwi. Amazon sagt 13e das Paar.
  • Der Lenker Lenker Oxygen Driver ist mit 640mm deutlich zu breit und wurde um 4cm gekürzt.
  • Die Schaltzüge laufen in engen Bögen, da die Führung unten so ausgelegt ist. Das finde ich doof, aber ist wohl so vorgesehen.
  • Die V-Brake hinten hat einen 90° Winkel, da komme ich immer mit dem Bein dran. Den muss ich bei Zeiten gegen einen 135° Winkel tauschen. Hätte ich doch Scheibenbremsen nehmen sollen?
  • Die Lampe vorne B+M IQ Avy T Senso+ 40 Lux klappert sporadisch. Das konnte der Mechaniker nicht bestätigen, aber seit dem Service ist es weg.

1300km, linkes Pedal

Das linke Pedal ist wieder ausgeschlagen und hat ein Spiel von etwa 5mm. Später sind es 7mm und die Pedale bleibt gelegentlich stecken, so dass sie sich mit der Kurbel und nicht mehr frei dreht.
Nach 1600 km bin ich wieder in Essen und der Austauch klappt ohne Probleme. Leider nur gegen die gleichen, weil “die ja so gut sind”. Ich bezweifle dass sie Pendlertauglich sind.
die Pedalen liegen nun unangetastet in meinem Werkzeugkoffer und ich habe meine alten VP-133 Klickpedale aus dem Koffer wieder reaktiviert. Sicher nicht die hochwertigsten, aber die haben mich auch auf dem MTB lange Zeit unterstützt. Nur hatte ich sie vor dem Diebstahl gegen Shimano Pedale ohne Käfig getauscht.

1700km, 8 Monate, die Reifen

Ich fahre das Rad nun etwas über ein halbes Jahr. In der Zeit mussten die Reifen 8x (2x vorn, 6x hinten) geflickt werden, hinten habe ich bereits den Schlauch ersetzt (Schnitt/Riss an der Naht (seitlich?), doof zu flicken).
Ich fahre die Schwalbe G-One Allround Performance / 35-622 auf 5 Bar. Beim letzten reparieren habe ich 3 Steinchen und eine Scherbe aus dem Mantel geholt. Diesen möchte ich als ‘nicht für Pendler geeignet’ bezeichnen.
Den einen Platten hinten habe ich zu spät bemerkt, so dass ich mit der Oxygen PRO A19 Felge auf den Kantstein aufgesetzt bin. Mittlerweile habe ich es wieder so zentrieren können, dass der Bremshebel-Weg geringer als 2 cm ist.

Der Hinterreifen ist in der Mitte schon deutlich runter. Bis 2000km möchte ich den noch fahren, dann kommt ein Unplattbarer Reifen. Leider mit mehr Gewicht.

Ausstattung

An der Ausstattung habe ich nichts individualisiert. Anfangs überlegte ich gleich Clickpedale zu nehmen oder gleich andere Bremsblöcke in das Cardrige zu stecken. Aber auf der anderen Seite ist das Rad so ausgeliefert und ich kenne mich mit der Qualität der aktuellen Produkte zu wenig aus.

Rahmen

  • Rahmen Aluminium 6061 DB
  • Gabel STEVENS S-Lite Aluminium (Shaft 1 1/8”, Achse: QR10x135, ungefedert)
  • Steuersatz STEVENS AH 1 1/8" (Oben: ZS44/28,6 - Unten: ZS44/30)
  • Bremsen Shimano Deore (BR-T610)

Laufräder

  • Naben Shimano Deore (DH-C3000-3N-QR - Nabendynamo vorne, FH-T610 hinten)
  • Felgen Oxygen PRO A19
  • Reifen Schwalbe G-One Allround Performance (35-622)

Antrieb

  • Kurbelsatz Shimano Deore Trekking (48-36-26, Tretlager BSA 68mm Hollowtech II)
  • Umwerfer Shimano Deore Trekking (FD-T6000-H3)
  • Schaltwerk Shimano Deore Trekking Shadow (RD-T6000-SGS, 10-fach, 47 Zähne)
  • Kette Shimano CN-HG54
  • Kassette Shimano CS-HG500 (10 Fach, 11-12-14-16-18-20-22-25-28-32)
  • Pedale ATB Alu Comp Reflex
  • Entfaltung 1.76 - 9.47 m, 3x10 (ca. 500%)

Cockpit

  • Lenker Oxygen Driver (640mm, 9° Kröpfung, 13mm Rise, 31,8mm Klemmung)
  • Vorbau Oxygen Driver (31,8mm Klemmung, 6° Winkel)
  • Sattel Oxygen Havoc
  • Sattelstütze Oxygen Driver (350mm Länge, 27,2mm Durchmesser, 100mm min. Einstecktiefe)
  • Schalthebel Shimano Deore (SL-M6000)
  • Bremshebel Shimano Deore Trekking (BL-T611, 3 Finger)

Sonstiges

  • Beleuchtung Scheinwerfer B+M IQ Avy T Senso+ 40 Lux
  • Rücklicht Tec Small
  • Zubehör Racktime Light-it Gepäckträger, SKS Schutzbleche

Daten

  • Gewicht 13,0 kg
  • Größe 52 cm
  • Farbe Velvet Black
  • Zul. Gesamtgewicht 130 kg

Zusätzlich

  • Fahrradtasche Ortlieb Back-Roller Orange Line (QL1)
  • Klingel Standard Miniklingel

Klamotten

  • Sichtbarkeit Ikea Beskydda Warnweste (L/XL, mit Reisverschluss)
  • Helm Alpina Panorama LE (56-59cm, 260gramm)
  • Brille Performer PS03_207 (Selbsttönende Gläser mit Stärke)
  • Schuhe Divers (bei Regen mit Vaude Gaiter Gamaschen, neongelb)
  • Handschuhe Sommer: Laufhandschuhe, Winter: Neopren Handschuhe
  • Hals Buff Multifunktionstuch

Quelle: Stevens Bikes

Fazit

Nach über 1700km auf dem Rad bin ich doch sehr erstaunt, dass ich weiterhin in der Klasse 10-15kg bleibe, aber die Geometrie von 17” (26” Reifen) auf 52cm (28” Reifen) mittlerweile kein Problem mehr ist.
Den gesteckten Steuersatz habe ich sehr tief eingestellt, die spacer aber noch über den Vorbau gelassen, so dass ich jeder Zeit wieder eine aufrechtere Position einstellen kann.
Die Deora V-Brakes sind schon mit Cardrige System gekommen, mal sehen was für Schuhe ich mir nächsten Monat kaufen werde. Wie die Reifen ist das ausgelieferte Gummi nicht wirklich für Pendler geeignet.
Die Reifen haben sicher ien geringeres Gewicht, aber der unplattbare Schwalbe Marathon hat seine vorzüge, wenn man Wert darauf legt nicht mindestens einmal im Quartal nach Hause zu laufen.
Die SKS Schutzbleche sind schön, aber bisher hat sich noch kein Stock zwischen Reifen und Schutzblech verklemmt. Ob das Kunststoff das aushält wird sich noch zeigen. Für die Rückleuchte ist das Kabel im Schutzblech verlegt.
Am Aluminium Gepäckträger sind mittlerweile schleifspuren von den Gepäcktaschen zu fühlen. Da im Gepäck öfter ein Laptop und eine komplette Arbeits-Garnitur (im Winter mit Schuhen) liegt, ist er nicht leicht. Wie sich das auf Dauer verhält werde ich beobachten.